- 31.10.2023 - 14:53
Direktor Prof. Dr. Stephan Böhm hilt die Eröffnungs-Keynote an der Schweizerischen Tagung für Arbeitssicherheit (STAS).
Er hat dabei zu den gesundheitlichen Chancen und Risiken der Digitalisierung und Flexiblisierung von Arbeit referiert und dabei u.a. Daten unserer mehrjährigen, bevölkerungsrepräsentativen Studie mit der BARMER vorgestellt.
Drei Kernerkenntnisse:
1) Um belastbare Aussagen treffen zu können, braucht es starke Datensets und fortgeschrittene Analyseverfahren. Insbesondere muss versucht werden, die sog. «between-person variance» von der «within-person variance» zu trennen, um kausale Entwicklungen über die Zeit richtig modelieren zu können. Wir sehen in unseren Daten immer wieder das sog. Simpson-Paradoxon, durch dessen Nicht-Beachtung man zu komplett falschen Schlussfolgerungen kommen kann. So würde eine cross-sektionale Analyse der Daten zeigen, dass ein Mehr an mobiler Arbeit mit weniger emotionaler Erschöpfung einhergeht. Dieser scheinbar wünschenswerte Effekt mobilen Arbeitens ist aber nur durch die Unterschiede zwischen den Personen und die Vernachlässigung von Störvariablen getrieben (between-person effect). Bei Beachtung zeitstabiler Unterschiede zwischen den Personen dreht sich der Effekt um. Man erkennt, dass ein Mehr an mobiler Arbeit mit mehr emotionaler Erschöpfung beim Einzelnen einhergeht (within-person effect).
2. Daher ist es zentral, mobile Arbeit aktiv zu gestalten. Unsere Daten zeigen, dass hierfür individuelle Aspekte (z.B. verstärktes Grenzmanagement), Führungsaspekte z.B. Investition in virtuelle Führungsfähigkeiten) sowie organisationale Aspekte (z.B. Erhöhung des digitalen Reifegrades) von hoher Bedeutung sind.
3. Aus unserer Sicht sind hybride Modelle (Mix aus mobiler Arbeit und Büro) für die Zukunft am erfolgversprechendsten, da sie die Chancen beider Arbeitsweisen kombinieren, was für die individuelle und gesamtorganisationale Produktivität entscheidend ist. Wichtig wird auch sein, die Flexibilität bei Tätigkeiten zu steigern, die keine mobile Arbeit erlauben, um einer sich verstärkenden Zwei-Klassengesellschaft entgegen zu wirken.